Im
März 2002 hatte sich die Initiative „Gedenkort Güterbahnhof Darmstadt“
gegründet. Anlass war der 60. Jahrestag des ersten großen Transportes,
der am 20. März 1942 über tausend Juden aus ganz Hessen in die
Vernichtungslager bei Lublin brachte. Bis September 2002 sollte das
Mahnmal, dessen künstlerischer Entwurf feststand, eingeweiht werden. Nur
gedacht.
Bis heute ist noch keine Spur zu sehen vom
„Denkzeichen“ an seinem vorgesehenen Platz, der
Straßenecke Bismarckstraße/Kirschenallee am
Darmstädter Güterbahnhof. Das soll sich ändern.
Nach Unterzeichnung eines Gestattungsvertrages
mit der Deutschen Bahn wird nun die Initiative
versuchen, ihr Werk bis zum geplanten
Einweihungstermin, dem 26. September 2004, zu
vollenden.
Juristische und organisatorische Fragen waren Anlass für die
zweijährige Verzögerung des Vorhabens. Zunächst ging es um
Haftungsfragen für das von der Bahn zur Verfügung gestellte Gelände.
Diese Haftung zu übernehmen, hat sich die Stadt nach einigem Hin und Her
bereit erklärt. Dann platzten gewisse Fristen zur
Vertragsunterzeichnung, schließlich wollte die Bahn (genauer: die DB
Services Immobilien GmbH) nicht nur eine – vielleicht nicht allzu
langlebige – Initiative als Gestattungsnehmer haben, sondern mit dazu
die Stadt Darmstadt. Wieder wurde verhandelt. Schließlich stimmte im
Frühjahr der Magistrat zu, womit es für das Vorhaben jetzt also drei
Vertragspartner gibt.
Was fehlt noch? Erstens Geld, zweitens die Herstellung des
Gedenkortes samt Kunstwerk an sich. Zum Geld: Der Verein hat Spenden und
Geldzusagen erhalten, die zwei Drittel der Gesamtkosten von rund 80 000
Euro abdecken. In Hessen hat die Initiative 50 Gemeinden, Städte und
Gebietskörperschaften angeschrieben, aus deren Mitte Juden und Sinti in
die damalige Hauptstadt Darmstadt verschleppt und danach deportiert
wurden.
Die Bitte um Spenden kam selten gut an. Ganze zwei Landkreise und
acht Städte rafften sich zu Zahlungen auf. „Von 50 Euro aufwärts“, sagt
Renate Dreesen, mit Christoph Jetter zusammen Hauptinitiatorin des
Projekts. Viele Gemeinden lehnten Hilfe ab mit dem Verweis, dass man
ausreichend an Opfer der Weltkriege erinnere. „Eine beschämende
Zurückhaltung“, sagt Christoph Jetter. Dabei denkt er auch an die
Mehrheit des Dieburger Stadtparlaments, das einen SPD-Antrag abblitzen
ließ, wenigstens mit 1000 Euro das Vorhaben zu unterstützen. Ganz anders
zeigte sich die Stadt Darmstadt. Nach Umschichtungen im Mitteltopf der
lokalen Agenda wurden 18 000 Euro locker gemacht, schließlich gab die
Sparkassen-Jubiläums-Stiftung noch einmal 20 000 Euro hinzu, heißt: Aus
Darmstadt wird knapp die Hälfte eines Projektes finanziert, das ganz
Hessen betrifft.
Zentraler Aspekt des künstlerischen Entwurfes für den Gedenkort –
ausgearbeitet von Ritula Fränkel und Nicholas Morris – ist ein großer
Glaskubus, ein Panzerglaskasten. Der gläserne Würfel steht auf einem
fünf Meter langen Schienenstrang, der an einem verrosteten Prellbock
endet. Ende der Reise. Im Glaswürfel liegen viele Glasscherben, auf
denen wiederum gut lesbar alle Namen der deportierten Juden und Sinti
eingraviert sind. Zerbrochene Identitäten.
Die Herstellung des Glaskunstwerkes übernehmen die Derix-Glasstudios,
Taunustein. Sie haben auch die Glasfenster der Darmstädter Synagoge
gefertigt.
Das Spendenkonto der Initiative ist zu erfragen über Renate Dreesen
(06157/84470) oder Christoph Jetter (719 653). Erhältlich ist auch eine
Dokumentation zum Projekt unter dem Titel „Darmstadt als Deportationsort“.
Für einen festen Spendenbetrag gibt es einen künstlerisch gestalteten
Glasbaustein.
Das Spendenkonto der Initiative ist zu erfragen über Renate
Dreesen (06157/84470) oder Christoph Jetter (719 653). Erhältlich ist
auch eine Dokumentation zum Projekt unter dem Titel „Darmstadt als
Deportationsort“. Für einen festen Spendenbetrag gibt es einen
künstlerisch gestalteten Glasbaustein.
GÜTERBAHNHOF
Das "Denkzeichen" braucht noch Spenden

Darmstadt · 23. Juli · lis · 20 000 Euro fehlen noch, um das
"Denkzeichen" zu finanzieren, das von September an auf dem Güterbahnhof
an die Deportation von Juden und Sinti im Zweiten Weltkrieg erinnern
soll. Die Initiative, die sich für das Mahnmal engagiert, verkauft für
50 Euro flache, etwa fünf auf zehn Zentimeter große Glasbausteine, in
die das Signet des Denkzeichen geätzt ist. Im Original wird ein 1,5 auf
1,5 Meter großer Glaskubus an der Einfahrt zum Güterbahnhof
Bismarckstraße/Ecke Kirschenallee aufgestellt. Der Würfel aus Panzerglas
wird an einem symbolischen Gleisende vor einem Prellbock stehen. Die
Bahn lässt sich die 8000 Euro, die diese Arbeiten kosten, von der
Initiative bezahlen.
Im Kubus werden Listen mit Namen von 450 Deportierten platziert -
stellvertretend für die 3400 Menschen, die vor allem 1942 und 1943 von
Darmstadt aus in Konzentrationslager gebracht wurden. Alle Namen zu
nennen sei aus Kostengründen nicht möglich, sagt Initiativensprecherin
Renate Dreesen. 80 000 Euro inklusive Bahnkosten werden für das
Denkzeichen benötigt. Knapp ein Viertel davon trägt die Stadt. 18 000
Euro stammen von der Sparkassen-Jubiläumsstiftung. Auch der Rest sind
Spenden.
Anfang dieser Woche hat die Bahn den Gestattungsvertrag für den Aufbau
des Mahnmals unterzeichnet. Voraussetzung dafür war, dass die Stadt die
Verkehrssicherung und Pflege der Anlage übernimmt.
Wer die Initiative unterstützen und sich zugleich informieren will, kann
im Buchhandel für fünf Euro das Buch "Darmstadt als Deportationsort"
kaufen. Der Erlös fließt der Initiative "Gedenkort Güterbahnbahnhof
Darmstadt" zu.
Glasbausteine gibt es bei Renate Dreesen, Tel. 061 57 / 844 70,
und Christoph Jetter, Tel. 06151 / 71 96 53. Steuerlich absetzbare
Spenden: auf das Konto 5000 33 10 des "Arbeitskreises ehemalige Synagoge
Pfungstadt" bei der Sparkasse Darmstadt (BLZ 508 501 50), Stichwort
"Initiative Güterbahnhof".
www.denkzeichen-gueterbahnhof.de
DENKZEICHEN
Am Güterbahnhof wird der Deportierten gedacht

Darmstadt · 27. Juli · lis · Auf dem Darmstädter Güterbahnhof wird
vermutlich von September an ein 1,5 auf 1,5 Meter großer Glaskubus an
einem Gleisende vor einem Prellbock stehen.
Das "Denkzeichen" soll an die 3400 Juden und Sinti erinnern, die von
Nazis im Zweiten Weltkrieg von dort in Konzentrationslager deportiert
wurden. Der Kubus wird künstlerisch gestaltete Listen mit Namen von
Deportierten enthalten.
Eine Initiative hat sich seit mehr als zweieinhalb Jahren für diesen Ort
des Gedenkens eingesetzt. Nach mehrmonatigen Verhandlungen hat die Bahn
AG nun den Gestattungsvertrag für das Aufstellen des Mahnmals
unterzeichnet, nachdem sich die Stadt bereit erklärte, die Pflege und
Verkehrssicherung des Areals zu übernehmen.
80 000 Euro werden fürs "Denkzeichen" benötigt. 20 000 Euro fehlen noch.
Die Initiative, die schon 40 000 Euro sammelte, hofft auf weitere
Spenden. 20 000 Euro gab die Stadt.
Andere Kommunen, etwa Dieburg, aus denen Deportierte stammten, lehnten
eine Beteiligung an den Kosten ab. Auch die Bahn beteiligt sich nicht.
www.denkzeichen-gueterbahnhof.de
FR 27.7.2004
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