Die folgende  Presseinformation, war am 24. September 2003 Grundlage des ausführlichen Pressegesprächs im Staatsarchiv Darmstadt.

Fortgang des Projekts "steckt" in den Ämtern fest 

Das künstlerisch und handwerklich weitgehend fertig geplante „Denkzeichen“ zur Erinnerung an die von Darmstadt aus 1942 und 1943 deportierten und ermordeten Juden und Sinti-Familien, das die Installationskünstler Ritula Fränkel und Nicholas Morris entworfen haben, kann bei der Gedenkveranstaltung am kommenden Sonntag, 28. September, entgegen den ursprünglichen Planungen der „Initiative Gedenkort Güterbahnhof Darmstadt“ noch nicht der Öffentlichkeit übergeben werden. Die Initiative hofft jedoch, die noch ungeklärten rechtlichen Probleme im Einvernehmen mit der Deutschen Bahn und der Stadt Darmstadt in Kürze bewältigt zu haben.

Wie die beiden Sprecher der Initiative, Renate Dreesen und Christoph Jetter, berichten, haben der beachtliche Spendeneingang vor allem von privater Seite und die Einnahmen aus dem ausverkauften Benefizkonzert mit Irith Gabriely und Schnuckenak Reinhardt im vergangenen Mai die Initiative in die Lage versetzt, die Künstler definitiv mit dem Entwurf für das „Denkzeichen“ zu beauftragen. „Aber der von Seiten der Deutschen Bahn vorgeschlagene, inhaltlich unstrittige und unseren Vorstellungen entgegenkommende Gestattungsvertrag konnte noch nicht unterzeichnet werden. Die von der Initiative schon vor längerer Zeit brieflich an Oberbürgermeister Benz gerichtete Anfrage, ob die Stadt die Verkehrssicherungspflicht für das von der Bahn zur Verfügung gestellte Geländestück zu übernehmen könne und wie weitere, generell angekündigte städtische Unterstützung aussehen könnte, war nach aktueller Auskunft des vom Oberbürgermeister beauftragten Kulturamtes bis heute nicht zu klären“, wie die Sprecher der Initiative sichtlich enttäuscht mitteilten.

Die eingegangenen Spenden reichen nach Angaben der Initiative-Sprecher aus, um nach Unterzeichnung des Gestattungsvertrags unmittelbar mit der Geländeaufbereitung zu beginnen und den als Teil des Gedenkorts vorgesehen Prellbock mit Schienenstücken zu installieren. Um die Kosten der die Produktion des geplanten Glaswürfels abzudecken, in dessen Inneren Glasscherben mit den Namen der Deportierten aufbewahrt werden sollen, ist jedoch die Fortsetzung der Spendenaktion sowie stärkere finanzielle Hilfe von Kommunen und Firmen erforderlich, als bisher zu verzeichnen ist. „Insbesondere über die aus unserer Sicht beschämende Zurückhaltung der meisten jener etwa fünfzig angeschriebenen Kommunen der Region, aus denen die Deportierten seinerzeit von Gestapo und Polizei nach Darmstadt geschafft wurden und von denen – neben der Stadt Darmstadt – bislang gerade einmal drei Städte und Gemeinden sowie ein Landkreis eine bescheidene Spende beigesteuert haben, ist für uns mehr als unverständlich, da es um einen Gedenkort für die aus dem ganzen ehemaligen Volksstaat Hessen in Darmstadt zusammengekarrten und danach in die Vernichtungslager transportierten Opfer des Holocaust geht – und nicht um einen Gedenkort allein für die ermordeten Darmstädter Juden und Sinti.“

Bei der diesjährigen Gedenkveranstaltung (28. September, 12 Uhr, Einfahrt Güterbahnhof - Ecke Bismarckstraße / Kirschenallee) werden Mitglieder der Initiative mit Texten zur Geschichte der Deportationen und mit biographischen Notizen an die Opfer erinnern, Hans Willi Ohl von der Gruppe „Molwert“ wird den musikalischen Rahmen gestalten. Neben Informationstafeln zum Gesamtprojekt wird auch eine Collage zu einer von den Künstlern Ritula Fränkel und Nicholas Morris geplanten Serie mit dem Titel „Das Gedächtnis der Dinge“ ausgestellt. Diese Serie aus Assemlagen und Zeichnungen ist als Wanderausstellung  zum „Denkzeichen Güterbahnhof“ konzipiert und soll zu einem späteren Zeitpunkt gezeigt werden. Die Künstler beabsichtigen, den größten Teil des Verkaufserlöses der Bilder für die Verwirklichung des „Denkzeichens Güterbahnhof“ zu spenden.